AKTIONEN - Prodiumsdiskussion: Kirche mit Cukunft (?)

Personalpolitische "Notbremse" bringt den Stillstand.

Die "Cukunft" der Kirche auf dem Abstellgleis ?

Kirche mit Cukunft - das war das Thema der Podiumsdiskussion in Haus Villigst, zu der der Vikariatskurs "C" der EKvW am 16. August eingeladen hatte.
Rund 80 Personen beteiligten sich an der lebendigen Diskussion mit Verfassern der Reformvorlage 2000 über die Zukunft der Kirche. In seiner Einführung plädierte Superintendent Anders- Hoepgen (Kirchenkreis Dortmund- West) für eine stärkere Mitgliederorientierung und die Entwicklung von Leitbildern in kirchlichen Strukturen. Die Schaffung von Leitbildern in den Gemeinden würde es Pfarrerinnen und Pfarrern ermöglichen, sich auf Stellen zu bewerben, die ihren Kompetenzen entgegen kommen.

Vikar Christoph Ernst kritisierte in seiner Stellungnahme die derzeitige Personalpolitik der Kirche, die dem Anliegen der Reformvorlage zuwiderläuft. Anstatt die Kompetenzen des theologischen Nachwuchses zu nutzen, wird ein großer Teil von ihnen in die Arbeitslosigkeit entlassen. Diese "Notbremse" komme einem Berufsverbot gleich, das den Zug Kirche nicht in Richtung Zukunft lenke, sondern ihn zum Stillstand bringe. Ernst fordert statt dessen verbindliche Standards zur Überprüfung von kirchlicher Arbeit. So würde es auch den Gemeinden ermöglicht und zugetraut, die Arbeit ihrer Pfarrerinnen und Pfarrer zu beurteilen. Nicht zuletzt zieht so die aus anderen Bereichen bekannte Qualitätssicherung in die Kirche ein, denn "Kirche ist auf dem Markt", so Professor Günter Böhm.

Superintendent Alfred Buß (Kirchenkreis Unna) brachte das Dilemma der Kirche auf den Punkt: "Gerade die, die flexibel auf die Anforderungen der Kirche reagieren wollen, können wir aus finanziellen Gründen nicht einstellen. Wir müssen den Vikarinnen und Vikaren aber einen Abschluß geben, mit dem sie sich auf freie Stellen bewerben können, auch über Westfalen hinaus." Professor Günter Böhm wies auf die Vergleichbarkeit der Ausbildung in Kirche und Staat hin: "Wenn es dem Staat möglich ist, Ausgebildeten eine Bewerbung zu ermöglichen, warum dann nicht der Kirche?"

Insgesamt hat der Abend einen ersten Impuls für den anstehenden Diskussionsprozeß um die Reformvorlage gegeben. In Hinblick auf die Vikariatsausbildung kann als Konsens der Podiumsdiskussion festgehalten werden, dass die Begrenzung der Zugänge zum Pfarramt kein geeignetes Mittel ist, Qualität zu gewährleisten. "Die Gemeinden wissen, wer zu ihnen passt und sollen dann auch selbst entscheiden", bringt es Pfrn. Christel Weber auf den Punkt.

Villigst, 17.08.2000

 


Als Gäste auf dem Podium haben teilgenommen:

  • Hartmut Anders Hoepgen,
    Superintendent des Kirchenkreises Dortmund-West,
    Vorsitzender der Vereinigten Kirchenkreise Dortmund,
    Leiter der Projektgruppe III (Kirchenbild - Pfarrbild - Mitarbeiterentwicklung) von "Kirche mit Zukunft"
  • Günter Böhm,
    Vorsitzender des EKD-Bildungsausschusses, Honorarprofessor für Religionspädagogik,
    Leitender Regierungs-Schuldirektor a.D.,
    Gründer der Bildungsoffensive "Evangelisches Forum Münster"
  • Alfred Buß,
    Superintendent des Kirchenkreises Unna,
    Leiter der Projektgruppe I (Kirchengemeinde und Kirchenkreise) von "Kirche mit Zukunft"
  • Christoph Ernst,
    Vikar in Dortmund-Schüren,
    Mitglied im Kleinen Konvent der Vikarinnen und Vikare der EKvW
  • Christa Thiel,
    Pfarrerin in Dortmund,
    EKvW-Beauftragte für den privaten Rundfunk,
    Mitglied im Vorstand des Pfarrvereins der EKvW
  • Christel Weber,
    Pfarrerin in Borchen,
    Mitglied der Projektgruppe III (Kirchenbild - Pfarrbild - Mitarbeiterentwicklung) von "Kirche mit Zukunft"