Um den
Pfarrernachwuchs steht es schlecht! Die Zahl der Theologiestudenten an
den Fakultäten ist dramatisch gesunken: in wenigen Jahren um mehr
als 50 Prozent. Deshalb kommt im Kirchenamt der EKD jetzt die Frage auf
den Tisch: Warum entscheiden sich junge Menschen nicht mehr für den
Pfarrberuf?
Das Problem ist hausgemacht: In Westfalen hat man jahrelang über
Bedarf ausgebildet, dann die Rücklagen für den Pfarrernachwuchs
in den Aufbau der Kirchen in Ostdeutschland gesteckt; vor drei Jahren
das ohnehin schmale Einkommen der meist jungen Familien auf das Existenzminimum
zusammengekürzt; und zuletzt legte man den Schlüssel für
den Eintritt ins Vikariat auf 50 Prozent der Examinierten.
Und nun gibt man dem handverlesenen "Rest" das Gefühl:
Wir wollen Euch gar nicht! Wieder müssen 30 Prozent die Segel streichen.
Und wer Aussicht auf Weiterbeschäftigung hat, der soll noch einmal
warten. Aber dann: wieder Gehaltsverzicht und noch immer kein Recht, sich
bei den Gemeinden zu bewerben.
Das Drittel der Vikare aber, das aus Kostengründen "freigesetzt"
wird, erhält nicht einmal einen qualifizierten Berufsabschluss, um
sich anderswo als Pfarrer auf dem "freien Markt" zum Beispiel
in der Diakonie, bewerben zu können: Es geht um die Ordination! Die
Bestätigung, nach erfolgreichem Abschluss für die öffentliche
Verkündigung befähigt zu sein, wird ihnen verwehrt, aus juristischen
Gründen. Zu nichts anderem aber qualifiziert das Vikariat.
Diffuse
Ausbildungssituation? Nein. Es geht um mehr: Die jungen Menschen wollen
nicht mehr Pfarrer werden, weil sie es nicht können, weil ihnen trotz
steigender Qualifikation der Zugang in den Beruf systematisch verwehrt
wird. Und wer sollte ihnen in Westfalen auch dazu raten - mit gutem Gewissen?
Zumindest in Bayern hat man dieser Tage umgedacht: Bei den Abiturienten
soll wieder geworben werden. Berufsperspektive und Vertrauen in den Arbeitgeber
"Kirche" stehen wieder an oberster Stelle der Personalplanung.
Übernahme nach bestandenem Examen: 90 Prozent. Keine Wartezeiten.
Das Einkommen der Vikare dem Familienstand und Alter angemessen. Als Alleinverdiener
mit Kind über 34 Jahren alles in allem 3200 Mark (brutto); immerhin
ein Tausender (!) mehr als in Westfalen. Und warum? Weil man die Statistik
lesen kann. Und die sagt: Es fehlt schon jetzt der geistliche Nachwuchs
für die "Kirche der Zukunft"
Roland Rosenstock, München.
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