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Positionspapier des Kurses "Caesarea" (Castrop Rauxel) zur
Personalplanung für Theologen und Theologinnen in der EKvW

 

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Wir vertreten die Auffassung, dass allen Absolventinnen und Absolventen des zweiten theologischen Examens die Chance zur aktiven Bewerbung auf einem freien kirchlichen Stellenmarkt einzuräumen ist. Das heißt, dass Theologinnen und Theologen mit bestandenem zweiten theologischen Examen generell das Recht auf Ordination und die Anstellungsfähigkeit erhalten sollen. Dies entspricht auch der Situation im öffentlichen Dienst, in der sich z.B. Referendarinnen und Referendare für das Lehramt befinden.

Wir Vikarinnen und Vikare des C-Kurses sehen, dass in der EKvW eine neue und weitsichtige Personalplanung für Theologinnen und Theologen umgesetzt werden muss. Wir halten eine Qualitätskontrolle im theologischen Bereich für sinnvoll. Landeskirchliche Auswahlseminare (Assessments) allein - vor und/oder nach dem Vikariat - stellen jedoch keine geeignete Lösung für die drängenden Personalprobleme dar.

Wir sind der erste Vikariatskurs in der EKvW, dessen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Auswahlverfahren bestehen muss-ten. Innerhalb der Wartezeit, die vielfach drei Jahre betrug, wurden die Zugangsvoraussetzungen zum Vikariat mehrfach rückwirkend geändert. Dass gegebene Zusagen nicht eingehalten wurden, hat unser Vertrauen in die Rechtssicherheit in der Kirche schwer beschädigt.
Wir Vikarinnen und Vikare haben die Wartezeit zur Weiterqualifikation in verschiedenen Bereichen genutzt, was bei jedem und jeder von uns zu einer facettenreichen Biografie geführt hat. Wir werden am Ende unseres Vikariats im Jahr 2002 zwischen 31 und 45 Jahren alt sein.
Die Tatsache, dass wir den enttäuschenden Erfahrungen mit unserer Kirche zum Trotz dennoch willens waren, das Vikariat als Vorbereitung auf den pfarramtlichen Dienst anzutreten, zeugt von einer hohen beruflichen Motivation. Wir alle hatten inzwischen die Chance, in anderen Berufsfeldern tätig zu werden, und wir haben vielfach gut bezahlte Positionen aufgegeben, um uns auf das Pfarramt vorzubereiten. Dies wurde sowohl von den Auswahlkommissionen der Assessments als auch von allen an der Vikariatsausbildung Beteiligten positiv gewürdigt.

Wir stellen fest, dass eine erneute Auswahl

  • ungerecht ist, weil wir bereits einem Auswahlverfahren (Reduktion der Bewerberinnen und Bewerber um die Hälfte) ausgesetzt waren. Wir sollen uns nun ein zweites Mal einer Auswahl stellen, während für alle anderen Theologinnen und Theologen der EKvW eine Auswahl nie eine Rolle gespielt hat;
  • kurzsichtig ist, weil die hohe Qualität der Vikariatsausbildung unter dem ständig präsenten Konkurrenzdruck leidet. Diese Auffassung wird von den Ausbildenden geteilt;
  • unsozial ist, weil dadurch eine Lebensplanung für uns und unsere Familien erschwert wird.

Wir erwarten angesichts dieser Argumente von der Kirchenleitung und der Synode der EKvW, dass sie die Entscheidung, ein Drittel der Absolventinnen und Absolventen nach dem Vikariat aus dem kirchlichen Dienst zu entlassen, grundlegend korrigiert.
Wir fordern, dass alle, die das zweite theologische Examen bestehen, sich für den pfarramtlichen Dienst bewerben können. Es ist uns bewusst, dass dies grundsätzliche Veränderungen der Anstellungsmodalitäten für Pfarrerinnen und Pfarrer zur Folge hat. An dem notwendigen Diskussionsprozess wollen wir uns gern konstruktiv beteiligen.Im Januar 2000