Theologinnen
und Theologen demonstrieren vor dem Landeskirchenamt
In
Sorge um ihre Zukunft
Bielefeld
- Junge Theologinnen und Theologen aus Westfalen machen sich Sorgen
um ihre berufliche Zukunft. Vor dem Landeskirchenamt in Bielefeld
konfrontierten Vikarinnen und Vikare die Kirchenleitung mit ihren
Problemen: Sie würden die ersten sein, für die im Jahr
2002 nach Vikariat und Zweitem Theologischen Examen ein Beschluss
der Kirchenleitung aus dem vergangenen Jahr greift, wonach nur noch
zwei Drittel der Vikarinnen und Vikare in den Probedienst als Pastorinnen
und Pastoren übernommen würden.
Für mindestens acht der derzeit 28 Vikarinnen und Vikare würde
damit ein langer Ausbildungsweg zu Ende gehen, ohne sich in Westfalen
oder in einer anderen Landeskirche auf eine Pfarrstelle bewerben
zu können. Voraussetzung für eine Bewerbung ist das Zeugnis
der Anstellungsfähigkeit, das aber erst während des Probedienstes
erteilt wird.
"Wir vertreten die Auffassung, dass allen Absolventinnen und
Absolventen des Zweiten Theologischen Examens die Chance zur aktiven
Bewerbung auf einem freien kirchlichen Stellenmarkt einzuräumen
ist", heißt es in einer Erklärung der Vikarinnen
und Vikare. Darin machen sie auch darauf aufmerksam, dass sie zu
dem ersten Vikariatsjahrgang gehören, dessen Teilnehmerinnen
und Teilnehmer sich nach dem Ersten Theologischen Examen einem Auswahlverfahren
stellen mussten. Und nun stehe ihnen, so bedauern sie, nach dem
Zweiten Theologischen Examen eine weitere Hürde auf dem beruflichen
Weg bevor.
Bei eine Gespräch mit dem Ausbildungsdezernenten der westfälischen
Landeskirche, Oberkirchenrat Dr. Peter Friedrich, erläuterten
die Vikarinnen und Vikare ihr Zukunftssorgen. Friedrich erinnerte
an Beschlüsse zur Personalplanung, die von der Kirchenleitung
im Mai 1999 und von der Landessynode im November 1999 gefasst worden
sind. Wie zu erfahren ist, stellte Friedrich in Aussicht, 20 der
28 Vikarinnen nach dem Zweiten Theologischen Examen im Jahr 2002
in den Probedienst zu übernehmen.
Damit bleibt, so Vikar Holger Gießelmann aus Bielefeld, die
Ungewissheit, dass für einige von ihnen der lange und mühsame
Weg ins Pfarramt zu Ende sein wird, wenn sie zwischen 31 und 45
Jahre alt sein werden.
Gießelmann weist gegenüber UK darauf hin, dass zu Beginn
seines Theologiestudiums im Jahr 1989 der Eindruck vorherrschte,
die Kirche brauche junge Theologinnen und Theologen. Wer vor elf
Jahren Vikar war, konnte davon ausgehen, auch Pfarrer zu werden.
Erst vor wenigen Jahren wurden Maßnahmen zur Personalplanung
beschlossen, woraufhin die Zahl der Theologiestudentinnen und -
studenten erheblich zurückging.
Die Vikarinnen und Vikare erwarten von Kirchenleitung und Synode
eine grundlegende Korrektur ihrer Entscheidung, ein Drittel der
Absolventinnen und Absolventen nach dem Vikariat aus dem kirchlichen
Dienst zu entlassen. Sie fordern, dass sich alle, die das Zweite
Theologische Examen bestehen, für den pfarramtlichen Dienst
bewerben können.
Oberkirchenrat Dr. Friedrich räumt ein, dass der nachwachsenden
Theologengeneration sehr harte Belastungen zugemutet werden. "Der
Weg, überhaupt in den pfarramtlichen Dienst zu kommen, ist
ungleich schwerer und steiniger geworden", so der Ausbildungsdezernent
der westfälischen Kirche.
Im vorigen Jahr sei 72 jungen Theologinnen und Theologen nach dem
Ersten Theologischen Examen mitgeteilt worden, dass sie nicht ins
Vikariat übernommen würden. Bis zum Beginn des Vikariats
liegt eine Wartezeit von drei bis vier Jahren. Aber selbst nach
Vorbereitungsdienst und der Zweiten Theologischen Prüfung könnte
künftig nur etwa 20 der rund 30 Vikarinnen und Vikare pro Kurs
der weitere Weg in den pfarramtlichen Probedienst eröffnet
werden, erklärt Dr. Friedrich die Beschlüsse von Kirchenleitung
und Synode. (U.W.)
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